Guten Abend liebe Freundinnen und Freunde!
Ich habe mir für heute vorgenommen euch noch ein paar Einblicke in die Ausbildung zu geben. Derzeit habe ich das erste Lehrjahr, wobei ja eigentlich der Große die hat. Ich schaue zu und passe auf, das er alles richtig macht. Einer der Azubis wollte mich heute quälen und mich pieksen…da musste ich nur mal das Wort „Lernerfolgskontrolle“ fallen lassen und alle waren wieder lieb. Schauen wir mal ein paar Tage zurück…

In der letzten Woche beschäftigten wir uns mit dem Zugbeeinflussungssystem „PZB“, der punktförmigen Zugbeeinflussung. Diese kann punktuell „Eingreifen“, wenn zum Beispiel ein „Halt zeigendes Signal“ überfahren wird (Vergleich mit einer roten Ampel) oder die zulässige Geschwindigkeit übertroffen wird. Autos macht das nix, bei der Eisenbahn hat es aber Folgen.

Zu dieser PZB gehört die Ausrüstung im Fahrzeug und die an der Strecke. Im Fahrzeug gibt es je nach Bauart verschiedene Ausrüstungen, der Lokführer muss permanent wachsam sein und die wahrgenommenen Signale richtig interpretieren und auch Handeln. Da der Mensch ab einer gewissen Geschwindigkeit die Signale nicht mehr richtig wahrnehmen kann und die Bremswege wesentlich länger wie beim Auto sind, fahren wir mit maximal 160 km/h mit diesem System PZB. An der Strecke finden wir diverse Magneten, die mit den Frequenzen 500 Hz und 1000 Hz und 2000 Hz ausgerüstet sind. Verschiedene Frequenzen sind wegen der unterschiedlichen Anbauorte in Kombination von Signalen oder Prüfabschnitten der Geschwindigkeit erforderlich.
Der Lokführer hat dann je nach Bremsvermögen des Zuges und der gefahrenen Geschwindigkeit verschiedene Bremskurven und Überwachungskurven einzuhalten. Diese sind in verschiedenen Zugarten hinterlegt. Reisezüge verkehren in der Regel in der oberen Zugart, Güterzüge je nach Bremsvermögen in der mittleren oder unteren Zugart. Abweichungen sind natürlich möglich, damit nicht der große Aufschrei kommt 🙂

Wer dazu noch mehr wissen will, darf sich gern bei uns melden, dann gleisen wir da auf 😉

Nach der PZB kam dann ein neues Thema. Befehle.
Befehle kennt jeder, aber bei uns sind die immer schriftlich. Es reicht nicht aus gesagt zu bekommen, das ich am Signal vorbeifahren darf, wenn es mir keinen Fahrtbegriff anzeigt.
Der Befehl (schriftlicher Auftrag) hat gewisse Vorteile: zum einen hat man schwarz auf weiß was von einem gefordert ist, zum anderen kann ich nichts vergessen und es ist immer beweisbar, dass ich etwas machen durfte…
Die Übermittlung erfolgt in der Regel über unseren Zugfunk, in Ausnahmen darf auch das Mobiltelefon genutzt werden. Eher selten ist der Fall geworden, dass der Fahrdienstleiter (der diktiert den Befehl) zu mir an den Zug kommt oder ich zu ihm gehe.

Auf einem Befehl stehen ganz viele Aufträge. Mal darf ich an einem Haltsignal vorbeifahren, mal das Gegengleis befahren oder muss auf einem Streckenabschnitt eine andere Geschwindigkeit fahren, zum Beispiel „Auf Sicht“.
Ich sagte ja eben etwas vom Gegengleis. Das war ein weiteres Thema. Das Befahren vom Streckengleis entgegen der gewöhnlichen Fahrtrichtung kann verschiedene Gründe haben. Dazu zählen: Überholung eines anderen Zuges, Vorbeifahrt an einem liegengebliebenen Zug oder weil das Gleis nicht befahrbar ist. Auch hier muss der Lokführer wieder alle verschiedenen Möglichkeiten kennen. Die Abfahrt auf dem Bahnhof, das er ins Gegengleis fahren darf und wie er in den nächsten Bahnhof einfahren darf.

Nun noch eine kleine Übersicht

Da dieses aber noch nicht das Ende der Lern-Fahnenstange dieser Tage war, sattelten wir noch das Thema Sperrfahrten oben drauf. Sperrfahrten sind Züge die in ein Gleis der freien Strecke eingelassen werden, das gesperrt ist. Wann kann soetwas erforderlich werden? Ein liegengebliebener Zug muss in den Bahnhof geschleppt werden oder eine unbefahrbare Stelle im Gleis. Sperrfahrten können dann der Situation entsprechend an unterschiedlichen Positionen beginnen und/oder enden.

Die Geschwindigkeit beträgt maximal 50 km/h, weitere niedrigere Geschwindigkeiten sind möglich.

Ich hoffe es gab ein paar interessante Einblicke und wünsche einen schönen Abend.

Euer PapaMinion